Gerhard Richter

sichtweise-schichtweise

Seine Anregungen bezieht der 1932 geborene Gerhard Richter anfänglich aus der Pop Art, aus dem abstrakten Expressionismus, aber auch aus Neo-Dada und Fluxus. Zu Beginn der 60er Jahre benutzt er erstmalig Fotografien als Vorlagen für Gemälde, ein Sujet, das er künftig dauerhaft verfolgt. Beiläufige Motive,ausgeschnitten aus Zeitungen und Illustrierten (später auch eigene Aufnahmen), die er abmalend vergrößert und überwiegend in grauweiß auf die Leinwand überträgt und damit „überhöht“. Seine dem Fotorealismus nahe Methode ist durch eine verwischt wirkende Unschärfe gekennzeichnet, die den Realismus der Vorlagen verfremdet. Vielfach geht Richter über die Verfremdungstechnik der unscharfen Darstellung hinaus und zieht Furchen in die Oberfläche der Bemalung, ein Mittel, das er später in expressiven abstrakten Gemälden wieder aufgreifen wird. Oder aber er reduziert die abgemalte Fotografie auf verschwimmende Ansichten, denen kaum noch Bezüge zur fotografierten Wirklichkeit anzusehen sind.

Die breite internationale Resonanz Gerhard Richters beruht nicht allein auf seinen nach Fotografien gemalten Bildern. Faszinierend ist vielmehr, in welch hohem Maße Richters Oeuvre voller Widersprüche und Gegensätze erscheint: zwischen fotorealistischen Naturdarstellungen, den unscharfen Gemälden nach Fotografien und Gemälden höchster Abstraktion bis hin zu beeindruckenden Glas- und Spiegelobjekten bzw. -installationen. Gerade diese vielfältige Befragung der Medien moderner
Kunst nach dem was ist, enthüllt oder verborgen, macht den Rang seines Werkes aus. Anders als viele amerikanische Künstler ist Gerhard Richter nicht an der Reinheit der Kunst interessiert. Jeglichen Idealismus hatte er schon früh verloren. Statt dessen findet sich in seinen Bildern eher das Gewöhnliche, Tragische, Lächerliche und Schöne wieder. Richter hat sich immer davor verwahrt, seine Kunst psychologisch zu interpretieren und hat seine Kritiker und Bewunderer dadurch ratlos und gelegentlich verwirrt zurück gelassen.